Begegnung, Austausch und Freu(n)de
“Mythos Winnetou” - so lautete das Motto der 32. Karl-May-Festtage in Radebeul, wo Karl May seine wohl berühmteste Figur vor 150 Jahren das Licht der literarischen Welt erblicken ließ.
Ganz so alt wie Winnetou ist One Spirit Deutschland noch nicht, aber mit inzwischen 11 Jahren und viel Engagement und Initiative alt genug, um zum festen Inventar der Festtage zu gehören. Dank einiger neuer Mitstreiterinnen und Mitstreiter war unser Verein in diesem Jahr deutlich stärker als sonst vertreten, und so konnten wir unsere Arbeit zum ersten Mal an zwei Standorten vorstellen.
Unser Stand im Garten des Karl-May-Museums
An unseren Infoständen im Karl-May-Museum und auf dem Powwow-Gelände “Kleine Feder” im Radebeuler Lößnitzgrund war immer viel los: zahlreiche Besucherinnen und Besucher informierten sich über die Lebensbedingungen im Reservat, die Auswirkungen der aktuellen Politik auf die indigene Bevölkerung und die Hilfe zur Selbsthilfe, mit der One Spirit den Lakota auf Pine Ridge zur Seite steht. Viele der Menschen, mit denen wir ins Gespräch kamen, waren entsetzt über die Situation im Reservat und freuten sich über die Möglichkeit, unsere Arbeit zu unterstützen. Zum einen durch das Weiterverbreiten unserer Informationen, zum anderen durch eine Spende oder den Kauf von handgefertigtem Lakota-Schmuck und unserer farbenfrohen T-Shirts, Tassen und Baumwolltaschen. Die Motive hierfür wurden uns von den Lakota-Künstlern Merle Locke und Joe Pulliam zur Verfügung gestellt, deren künstlerische Arbeit wir mit einem Prozentsatz des Verkaufserlöses unterstützen. Alle weiteren Einnahmen aus unseren Verkäufen kommen wie immer direkt unseren Projekten vor Ort zugute.
Unser Quiz “Leben alle Indianer in Tipis?” fand großen Anklang bei den Kindern, die an unseren Stand kamen. Alle knobelten mit viel Hingabe daran herum, wer denn wohl im Langhaus, im Erdhaus, im Wickiup oder im Hogan lebte. Zu gewinnen gab es (neben neuem Wissen) ein Kinderbuch aus dem Traumfänger-Verlag.
Zum inzwischen 4. Mal in Folge war NuVassie Blacksmith (Oglala Lakota) von der Pine Ridge Reservation unser Gast. NuVassie erklärte seine traditionelle Tanzkleidung (Regalia) und lud vor jedem Auftritt alle Anwesenden zum Gebet in die vier Himmelsrichtungen ein. Beim “sneak up dance” (Anschleichtanz) hielt man automatisch die Luft an, so anschaulich zeigte er das Anschleichen, das Warten, Beobachten und das Herbeirufen der anderen Jäger. Nach dem Tanz stand er für Fragen aus dem Publikum zur Verfügung. Auch hier gingen sicherlich viele mit einem neuen Bild des Lebens heutiger Indigener nach Hause.
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Kerstin Groeper, Monika Seiller und Nuvassie Blacksmith im Garten des Karl-May-Museums | Nuvassie erklärt seine Regalia | Tanzvorführung in der Kleinen Feder |
NuVassie war dieses Jahr bereits einige Tage vorher angereist, um in Radebeuler Schulen Workshops zu halten. Dort erzählte er vom heutigen Leben der Lakota und brachte den Kindern und Jugendlichen auch einige Worte seiner Sprache bei.
NuVassie Blacksmith war nicht der einzige indigene Gast: drei Generationen der Jones Benally Family (Navajo/Diné) aus Arizona malten mit ihren traditionellen Tänzen ein eindrückliches Bild ihrer Kultur. Die “mittlere” Generation, die Geschwister Jeneda und Clayson Benally, brachten mit ihrem Punk-Rock-Duo “Sihasin” den politisch-aktivistischen indigenen Widerstand, aber auch den Aufruf zu Versöhnung und Zusammenhalt auf die Bühne. Auf mitreißende Art und Weise zeigten sie, dass Tradition und Moderne sich nicht ausschließen, sondern sich ergänzen und bereichern und nebeneinander ihren Platz haben.
Am Samstagabend war der kanadische Filmemacher Neil Diamond (Cree) Teil der Gesprächsrunde an der Kleinen Feder, in der es um indigene Einflüsse in Musik und Film ging. Sein Film “Hollywood-Indianer” (Original: „Reel Injuns“) wurde am Sonntag während der Festtage im Karl-May-Museum gezeigt und ist auch noch auf YouTube abrufbar.
Die diesjährigen Karl-May-Festtage haben bewiesen, wie gut Verständigung gelingt, wenn wir einander mit Offenheit begegnen. Es waren wunderbare Tage: wir konnten informieren, lernen, begeistern, haben viel Unterstützung für unsere Projekte erfahren und eine Rekordsumme an Einnahmen und Spenden erzielt.
Über die Jahre hat One Spirit an Bekanntheit und Wirkung gewonnen. Wir erreichen die Menschen über unsere Stände bei den Festtagen in Radebeul, bei den Karl-May-Festspielen in Elspe, aber auch durch Infoabende und Online-Vorträge. Mit allem, was wir tun, möchten wir dazu beitragen, den Menschen auf Pine Ridge ein Mindestmaß an Selbstbestimmung und Lebensqualität zu ermöglichen.
Ihnen allen, die Sie unsere Arbeit unterstützen, möchten wir deshalb an dieser Stelle noch einmal herzlich danken. Es geht nur gemeinsam!
Mitákuye Oyás’in - wir sind alle miteinander verwandt!